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IM ÜBERBLICK:
Ich kam 1949 nach kriegsbedingter Evakuierung in Bad Nauheim als 11-jähriger Junge wieder in meine Heimatstadt Frankfurt zurück. In einer noch nicht fertig gestellten Mietswohnung wurde nach der Pleite des Bauunternehmers die Wohnung z. T. mit Trümmerresten aus dem gegenüberliegenden Grundstück von meinen Eltern fertig gestellt. Zur Deckung der Kosten wurde ein Teil der großen Wohnung an Herrn Lehr ein Berliner Ehepaar vermietet.
"Und jetzt begann es, ich war damals 12 Jahre alt.
Da kamen auf einmal eine Menge Postsendungen von Firmen wie Preh, Beyschlag, Rosenthal, Wima usw. Die wanderten alle in das gemietete Zimmer von Herrn Lehr."
Ja Junge, sagte damals der Berliner. Du kannst dir etwas Taschengeld verdienen. Ich habe eine Firma gegründet. Das Zeug muss ausgepackt, kontrolliert und in Tüten oder Kasten in meinem Opel P4 deponiert werden. Das sind elektrische und elektronische Bauteile, die verkaufe ich an Elektro-Rundfunk- und Fernsehhändler. Die brauchen das für Reparaturen. Ich bin die Woche damit in Hessen und angrenzenden Bundesländern unterwegs. Wenn dann weitere Ware kommt: auspacken, kontrollieren und am Samstag füllen wir wieder auf.
Das machte mir nicht nur des Geldes wegen Spaß und das Geschäft wuchs und wuchs.
Schnell wurde das Zimmer zu eng. Eine Garage wurde als Lager
gemietet und ein großer Lieferwagen angeschafft. Ja Junge, jetzt muss ich dir
eine entscheidende Frage stellen, sagte Herr Lehr eines Tages. Der Laden
wächst, ich brauche Personal, wie ist das mit dir?
Das wäre eine gute Zukunft, du kannst mal den Laden übernehmen. Das klang sehr reizvoll, hatte ein gewisses Risiko. Ich überlegte nicht lange, redete mit Eltern und dem Rektor der Realschule, beendete die Schule ein Jahr früher mit einem so genannten gut benoteten Abgangszeugnis und begann eine Lehre. Die Schulfreunde waren verwundert und verlangten Aufklärung was ich da mache.
Da sie keine Ahnung von Widerständen und Kondensatoren hatten, musste ich ihnen alles erklären.
Mein erstes Berufsjahr. Es wurden Geschäftsräume gemietet, ein Buchhalter in Teilzeit eingestellt, Kundenaufträge für Bauelemente, die nicht direkt vom Fahrzeug an die Kunden ausgehändigt werden konnten, kamen nun auch täglich per Post von Herrn Lehr.
Vorhandene Teile wurden kommissioniert. Der Rest wurde im Raum Frankfurt mit dem Fahrrad bei Vertretungen von Hirschmann, Kathrein u. a. besorgt. Die komplettierten die Sendungen und der Rest ging ins Lager. Die Sendungen wurden verpackt und am Abend zur Post oder zum Expressbahnhof gebracht. Dazwischen wurden weitere Bauteile für Rückstand und Lager bestellt, die Wareneingänge geprüft und gelagert. Auch telefonische Bestellungen wurden abgewickelt.
Dann mussten wir personell erweitern und es kam eine Aushilfe, insbesondere für die Besorgungsfahrten, hinzu.
Es lief alles bestens ... da wurde Herr Lehr plötzlich krank. Er hatte eine massive und langwierige Lungenentzündung und konnte seine Arbeit vorwiegend im Außendienst nicht mehr wahrnehmen.
"Da ich als 17-jähriger noch keine Fahrerlaubnis hatte, benötigten wir einen Fahrer. Ein Mann aus dem Mietshaus war zur Stelle. Mit dem wurde dreimal die Woche die Kundschaft besucht. „Ei Sie sind ja noch ein Bub, das haben wir beim Telefonieren gar nicht gemerkt" und ähnlich hieß es mehrfach."
Am Abend und am Wochenende war Innendienst.
Auf Dauer war das nicht weiter möglich. Die Betriebsauflösung war nicht aufzuhalten. Die Räume wurden aufgelöst, das Lager veräußert und die Firma abgewickelt. Herr Lehr bemühte sich unter Hinweis auf meine Spezialkenntnisse um eine Fortsetzung der Lehre bei den drei großen Elektro- und Rundfunkgroßhändlern in Frankfurt. Eine Firma Spoerle KG und Alles GmbH hatten kein Interesse.
Die Firma Hahne war dann der neue Lehrherr. Schnell nutzten sie die Fähigkeiten und Kenntnisse des Lehrlings als Spezialist für die Rundfunk- und Fernsehersatzteile. Man hatte endlich die Möglichkeit, gegenüber dem damals einzigen spezialisierten Konkurrenten, der Firma Alles in Frankfurt, als Konkurrent auftreten zu können. Da gab es übrigens noch eine andere Art des Bauelementeverkaufs. Eine Firma Arlt hatte den Standort bei guter Lage und Zulauf am Hauptbahnhof und verkaufte an die vielen Pendler elektronische Bauteile zum Basteln an und von Geräten, eben ein Elektronikshop.
Nach dem Umzug meiner Eltern in eine neue Wohnung war auch meine Lehre abgeschlossen. Da meldete sich wieder der gesundete Herr Lehr:
„Junge, ich habe etwas für Dich. Ich bin hier als Prokurist bei einer Firma Mansfeld, Großhandel für elektronische Bauelemente und die arbeitet vorwiegend mit der Industrie“. Das wäre doch etwas für Dich. Das hat Zukunft.“
Es gab damals nennenswerte Konkurrenz wie die Elektro-Großhandlung Kluxen in Hamburg und Jung in Mainz mit Elektronikabteilungen. Die Handelsvertretung Altron hatte Widerstände von Beyschlag verkauft. Dann gab es noch Kataloghändler wie Bürklin, Mütron und Schuricht um die Wichtigsten zu nennen. Weiterhin einige Industrie-Handelsvertretungen, die für eigene Rechnung Produkte der vertretenen Werke verkauften.
„Du kannst hier bei Mansfeld als Abteilungsleiter „Großhandel" arbeiten und meine Nachfolge als Prokurist antreten“. Dieses Angebot reizte mich. Das war meine Zukunft! Auch die Tatsache, dass Herr Hahne die notwendige Kündigung verhindern wollte, indem er mir Teilhaberschaft anbot, hielt mich nicht auf. Ich hatte Lunte gerochen für eine große Zukunft in meinem Metier, denn die Modultechnik hielt Einzug bei der Rundfunk-Fernsehproduktion, viele Bauteile entfielen als Ersatzteil und der Bedarf in der Industrie wuchs mächtig.
Mit einem direkt unterstellten Außendienst-Mitarbeiter und in Personalunion mit einigen Außendienstmitarbeitern der Schwesterfirma Masing, heute Bosch in Erbach, Hersteller von numerischen Steuerungen, wurde Deutschland mit Erfolg bedient. Ein erster Bauelemente-Katalog musste erstellt werden. Katalog, Lager, Karteikarten für Warenbewegung, Bestand, Bestellungen, Kundenrückstände, ein guter Außendienst, das waren die Basis für die Geschäftsentwicklung
Von den Bauelementen waren viele noch sehr großvolumig, denn in der Elektrotechnik waren noch hohe Leistungen gefragt, Hochlastwiderstände und zementierte Drehwiderstände (Potentiometer) bis 500 Watt mit einem Durchmesser von 20 cm waren teuer. Der Lagerwert nur hierfür war zum damaligen Zeitpunkt eine halbe Million DM.
Einer der Großkunden dieser Zeit war die Firma Zuse in Hersfeld. Zuse war mit Pionier für Computer. Aber die Riesenanlage lief noch mit Röhren, füllte ein ganzes Zimmer und das mit einer riesen Wärme. Diese Anlagen waren aber auch ein Grab für Widerstände. Damals waren hier schon zwei Hersteller wie Rosenthal und Beyschlag sinnvoll und erforderlich, um den Bedarf zu sichern. Gab es doch immer extreme Lieferengpässe, wenn die Rundfunk- und Fernsehwerke wie Grundig, Mende, Loewe, Saba usw. zuschlugen.
Die Innovation in der Elektronik, Richtung Miniaturisierung, war unaufhaltsam angebrochen – dank neuer Bauteile im Niedrigstrombereich. Da gab es auf einmal Dioden und Transistoren anstelle der großen und empfindlichen Röhren. Vor diesen Halbleitern mit langer Lebensdauer hatte man so große Ehrfurcht, auch wegen des Preises, dass wir sie in einem abgeschlossenen Lagerraum unterbrachten.
Weiterer Fakt für das Geschäft war eine Preiskonstellation mit Bruttopreisen und abnehmerbezogenen Rabatten für Industrie, Institute, AEG, Händler usw., die sich im Verlauf nicht mehr bewährte. Die guten Verdienstspannen der damaligen Zeit mit wenig Wettbewerb kann man heute als die Apothekerzeit bezeichnen. Ich führte das System abnahmebezogener Staffelpreise ein. In Übereinstimmung mit den Kunden galt dies für den Bezug kleiner und mittlerer Mengen als sehr gerecht und ist noch bis heute üblich.
Ein weiterer großer Schritt im Lernprozess war die Einführung der IEC-Normwerte. Verringerte man hier doch die Entstehung eines schlecht verkaufbaren Museums mit den bisher unterschiedlichsten Werten in Ohm und Farad. Es bedurfte aber eines großen Überzeugungsaufwandes, dies bei den Kunden zu etablieren, denn Stücklistenänderungen waren damals ohne Computer noch sehr aufwendig.
Probleme gab es mit den meisten Vertretungen der jeweiligen
Werke, welche die Großhändler als Konkurrenten betrachteten. Die Kunden waren
auch von den Elektro-Großhändlern nicht begeistert. Der Hauptgrund war eine
schlechte oder gar keine Lagerhaltung. Es war sehr schwer, die Industriekunden
von dieser Negativerfahrung weg zu bringen. Auch die Vertretungen hatten kaum
Lager.
Deshalb suchten wir intensiv nach einem Funktionsnamen, um das Negativimage loszuwerden. Da kam einer mit etwas Neuem.
Ein Herr Röderer mit Kenntnissen aus den USA gründete 1966 die damalige Firma Sasco in Putzbrunn. Der hatte den gesuchten Namen auch für unsere besondere Funktion im Markt: DISTRIBUTOR!
Ja, damit endlich hatte man einen Namen für eine Branche, für welche jetzt die Blüte ihrer Jahre begann. Ein Riesenwachstumsmarkt tat sich auf, denn in den Fertigungsstätten der Industrie wie Maschinenbau usw. musste konkurrenzfähig gearbeitet werden. Es wurde immer mehr automatisiert und damit elektronisiert.
Allerdings wurden in Hinblick auf die Marktentwicklung weitere Distributoren gegründet. Damit wuchs auch am Markt der Wettbewerb. Es wurden im Verlauf weitere Hersteller in unser Lieferprogramm aufgenommen. Alles war in Bewegung.
Ein Herr Giersch, damals Prokurist der Elektrogroßhandlung Spoerle KG, welche als starker Partner die Elektroindustrie bediente, hatte den Wunsch, mit der Mansfeld GmbH einen gemeinsamen Katalog zu erstellen.
Nach meinem Besuch bestätigte sich der Hintergedanke, auf diese Weise die Spoerle KG auch für elektronische Bauteile marktfähig zu machen. Da war der Carlo schon etwas clever. Diesen Konkurrenten aufzuhalten war wohl nicht möglich, aber verzögern musste ich. Mit höflicher Absage zog ich mich zurück. Man trifft sich im Leben ja oft zweimal, dachte ich dabei. Die Produktionsabteilung der Firma Mansfeld wurde um den Bereich Zeitrelais ergänzt. Man produzierte aber auch elektronische Steuerungen, z.B. für Rowenta – heute nennt man so etwas ja auf neuhessisch Outsourcing.
Hier lief aber Einiges nicht gut. Fehlproduktionen
verschlangen das verdiente Geld der Distributionsabteilung. Die überforderten
Inhaber ließen sich beeinflussen und Mobbing begann. Ich war unter anderem Tag
und Nacht und an Wochenenden mit einem neuen umfangreichen Katalog beschäftigt.
Mit einem Herrn Berger, den ich eingestellt hatte, sollte nun die Verantwortung
für Einkauf und Verkauf geteilt werden. Das war so nicht vorgesehen. Zudem war
es für mich nur eine Frage der Zeit, dass der Betrieb scheitert.
Also schaute ich mich nach neuem Job und Aufgabe um.
Eine Suchanzeige in der Zeitung: Spoerle Elektronik,
Tochterunternehmen der Unielektro in Frankfurt, sucht für den Aufbau und die
Leitung dieser Neugründung einen bewährten Mann. Meine Ahnung nach dem
damaligen Gespräch mit Carlo Giersch hatte mich nicht getäuscht. Das war es für
mich!
Also hin in zu Spoerle, diesmal Elektronik, und wieder mal zu Carlo
Giersch. Dieser wurde kurze Zeit später Inhaber und Geschäftsführer
der neu gegründeten Nord Mende Vertriebs Gesellschaften und dort auch tätig.
Man hatte bei Nord Mende erkannt, das Lager an die Vertriebsgesellschaften zu
übertragen, um Kosten zu sparen. Die Vertriebsgesellschaft musste dann das
Lager halten bzw. finanzieren.
Diese Entscheidung entsprach auch meiner Meinung,
was die Hersteller von elektronischen Bauteilen betraf, welche entweder Lager
von den Vertretern verlangten oder sich von diesen lösten und den Distributoren
zuwendeten.
Viele Hersteller produzierten nur auftragsgebunden und hatten kein Lager. Das war die Chance für die Distribution.
Unter dem Motto: „Wir lassen das Wasser — sprich Geld – rein und Sie müssen schwimmen" wurde ein Vertrag mit mir und der neu gegründeten Spoerle Elektronik gemacht. Meine Erfahrung und Kenntnisse sollten das neue Unternehmen vor Kinderkrankheiten und damit Fehlern bewahren.
Nun begann ich als Prokurist meine neue Aufgabe. Ich stellte neben zwei Außendienstmitarbeitern in Personalunion von der Elektrogroßhandlung weitere Mitarbeiter für Verkauf und Lager ein. Wir starteten dann mit acht Mitarbeitern. Spätere Neueinstellungen waren vorwiegend Auszubildende, da es Mitarbeiter mit Berufserfahrung kaum gab.
Mit der Firma Roederstein, heute Vishay und Intermetall waren, durch die benachbarte Handelsvertretung Hanneman, bereits zwei Werke gewonnen. Ich verhandelte, ausgestattet mit vielen Unterlagen, deponiert in zwei Pilotenkoffern mit Herstellern, welche als Wettbewerber zu den Partnern meiner ehemaligen Firma Mansfeld standen. Diese Werke von der Idee und Philosophie der Distribution zu überzeugen weckten großes Interesse. In Tag- und Nachtarbeit wird ein Katalog – wieder einmal – erstellt, einer der wichtigsten Fakten für die folgende erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens.
Im Mai auf der Hannover-Messe wurden die Lagererstausstattungen bestellt. So etwas gab es damals kaum noch. Bald kam die Ware, wurde vereinnahmt und zunächst in den uralten vorhandenen Holzregalen untergebracht. Im Juli ist alles startklar und es geht los.
Fortan bemühe ich mich, oft wieder unterwegs mit den zwei Pilotenkoffern, möglichst vor der wachsenden Konkurrenz, Vereinbarungen, später Verträge – damals noch per Handschlag – mit weiteren Herstellern abzuschließen. Oft wird deshalb der zweite Schritt vor dem ersten gemacht.
Der Weg zum Broadline-Distributor verlangt schnellstes Handeln. Mit vielen Anläufen bemühe ich mich, den Herstellerpartnern das Staffelpreiskonzept zu vermitteln. Bei dem einen oder anderen wurde ich auf Messen schon entsprechend und freundlich empfangen. Die Bemühung, den Hersteller Philips vom Konzept einer 100%igen Distributor-Philosophie zu überzeugen, führt zu einem Besuch in Hamburg vor versammeltem Spitzen-Management. Mit Erfolg. Die verzettelte Politik mit zu vielen Händlern, die zum Teil gar keine waren, da sie kaum Lager hatten, wurde geändert und wir bekamen den Vertrag.
Der Konkurrenzkampf wächst wie in allen Branchen. Viele, insbesondere Distributor-Manager der Werke, gründen ein Unternehmen. Aber auch die ersten Distributoren scheitern teils am falschen Konzept, verlieren die Lust oder es fehlt die Nachfolge. Viele verkaufen an amerikanische, englische und andere Firmen, welche massiv am europäischen Markt – besonders In Deutschland – Fuß fassen wollten.
Von dem Pionierfirnen der 50er Jahre existieren heute nur noch wenige, wie mein umfangreiches Archiv des Kommens und Gehens über Jahre zeigt. Auch Mitarbeiter gescheiterter und verkaufter Distributoren gründen Firmen. Und die Firma wächst und wächst. Inzwischen kam als Pendant neben mir Herr Schneider für den Bereich Finanzen und Buchhaltung hinzu. Zuvor war er im Nord Mende-Vertrieb bei Herrn Giersch tätig. Es bleibt noch ein wichtiger Schritt zu erwähnen. Die Kartei gehörte der Vergangenheit an, die EDV hielt Einzug.
Der harte Konkurrenzkampf im Entertainment-Bereich zwingt
Nord Mende, an die Thomsongruppe zu verkaufen. Die Vertriebsgesellschaften
werden liquidiert. Und Carlo Giersch nutzt jetzt die Zeit, um Kontakte zu
amerikanischen Unternehmen zu knüpfen. Ich rieche einen Braten, der mir nicht
so recht schmecken will.
Was wird mit Dir, wenn er verkauft? Ich bin inzwischen 40 Jahre alt und habe Familie mit zwei Söhnen. Der Drang zur Selbstständigkeit wuchs und es war eigentlich höchste Zeit sich noch selbstständig zu machen. Da ergibt sich für mich wieder eine Chance.
Die Trennung von Spoerle wurde akut. Mit Wehmut trennte ich mich von inzwischen 150 Mitarbeitern des Hauses, welche mir alle ans Herz gewachsen waren und die ich fast alle eingestellt hatte. Also hieß es: Taktstock aus der Hand geben, die Geige wieder unter den Arm nehmen und den Taktstock wieder schwingen.
Ich wurde durch das Ausscheiden des Gesellschafters Herr
Seefrid Teilhaber der seit Jahren eingeführten namhaften Handelsvertretung
Seefrid.
Bekannte Hersteller wie Tehalit mit Kabelkanälen, Niedax für Metallkabelrinnen, Rafi mit
Schaltern und Tastern usw. und Contelec Schweiz im Bereich Potentiometer für
Elektronik waren einige der vertretenen Werke.
Da war sie wieder, die Firma Rafi, die begleitete mich schon seit der Zeit bei der Mansfeld GmbH.
"Ja, Handelsvertretungen … hatten die noch Zukunft? Deshalb
lag es auf der Hand, zusammen mit meinem Partner Herrn Gutenstein aus der
Handelsvertretung, mein Lieblingskind Distribution zu gründen. Es wurde die
GUDECO Elektronik als zweites Bein gegründet."
Beide Inhaber waren Namensgeber – G U D E C O – Gutenstein/Denner Elektronik Components.
Aber die Situation war jetzt schon schwieriger. Die meisten Hersteller hatten ihre Distributoren. Ich war da bekanntlich selbst der Verursacher. Es war nicht möglich, mehrere Linien zu bekommen um gleich – wieder einmal – einen Gesamt-Katalog zu erstellen. Mit den Firmen Hellermann und APEM startete jetzt die GUDECO. Wie üblich mit Lager – ich sage hierzu immer „dem Herz des Distributors" – und „die Seele“, das sind alle unsere langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Unterstützend zu unserem Start übermittelte uns die Firma
Hellermann Aufträge kleiner bis mittlerer Mengen von Kunden zur Abwicklung.
Diese Handlungsweise wurde später von allen unseren Partnern praktiziert, um
dort den Aufwand zu minimieren. Ausschlaggebend dafür war immer ein Lager bei
dem Distributor.
Zwangsläufig gab es zunächst nur Teilkataloge der beiden Werke. Da die GUDECO Elektronik dejure noch nicht existierte und ich zunächst überwiegend bei der Handelsvertretung Seefrid arbeitete, wurde von GUDECO Herr Otto ein Mann der ersten Stunde, später Leiter Logistik/Lager, eingestellt.
Neben den Zuleitungsaufträgen der Firma Hellermann wurde nun
akquiriert und in Personalunion mit der Schwesterfirma Seefrid wurden die zwei
Außendienstmitarbeiter tätig. Das lief nur sehr spärlich an. Zwar war vielen
Kunden meine Fähigkeiten der Vergangenheit und die der Firma Seefrid bekannt,
aber ob das auch diesmal wieder so klappt, fragten sich die Kunden.
Also bin ich auch zu den Kunden gefahren. Langsam, aber stetig wuchs das Geschäft. Das hatte zur Folge, dass ich meine Tätigkeit, nicht die Teilhaberschaft in der Vertretung Seefried, abgeben musste, um mich voll auf die GUDECO zu konzentrieren.
Mit den Raumspar-Elkos mit snap-in Anschluss von Panasonic als design-in-Produkt hatten wir im bisher nicht mehr allzu innovativen Bereich Passiv ein Top-Produkt. Spezielle Miniatur-Elkos wurden als preiswerter Ersatz der immer wieder mit Lieferproblemen behafteten Tantal-Kondensatoren angeboten. Vielschicht-Kondensatoren von Murata waren als design-in-Produkt ebenfalls stark im Kommen, lösten sie doch die großvolumigen Folien und Einschichtkondensatoren ab.
Diese und andere Türöffnerprodukte steigerten unser Geschäft auch für die übrigen Produkte unserer Werke.
In diesem Jahr geschah Gravierendes für das weitere Wachstum der GUDECO. Das Nachfolgeunternehmen der Firma Mansfeld, danach Berger-Elektronik, ging in Konkurs. Wir übernahmen die Werke Draloric, heute Vishay, und ELU, die laufenden Aufträge, das dortige Lager und die Kunden. Ich kannte die Werke ja schon lange. Das brachte GUDECO ein großes Stück nach vorne.
Es kam dann ein weiterer großer und bis heute fruchtbarer und erfolgreicher Schritt. Die Firma Rafi wurde ja bereits von der Firma Seefrid vertreten. Hinzu kam nun GUDECO als Spezialdistributor und damit der geeignete Partner für den Vertrieb der sowohl für Innen- als auch für Außendienst beratungsintensiven Produkte. Mit diesen Mechanik-Produkten war nun auch die Kopflastigkeit im Passiv-Bereich reduziert.
1984 wurden zur Verstärkung zwei weitere Außendienstmitarbeiter eingestellt, welche tatkräftig die weitere Marktdurchdringung unterstützten.
1985 war die Zeit reif für eine sinnvolle, ergänzende Zweitlieferantlösung im inzwischen starken Bereich Elkos. Mit ECC kam ein weiterer großer Hersteller in unser Lieferprogramm.
Das große, breitgefächerte Lager im Bereich Passiv war nun weiterhin für optimalen Lieferservice vorhanden. Da gab es eine drastische, innovative Entwicklung. Die SMD-Technik war im Kommen und es musste ein doppeltes Lager aufgebaut werden. Auf der Strecke blieben zu diesem Zeitpunkt aber auch viele großvolumige Bauteile im bedrahteten Bereich.
Viele Einschichtkondensatoren, Hochlastwiderstände und andere Produkte mussten verschrottet werden.
Es galt nun, zur Sicherung des Unternehmens den Bereich Mechanik weiter auszubauen. Die Firmen Zettler, MPE, NMB, Stannol, Loctide kamen 86/87 hinzu.
1988 hatte mein Partner Herr Gutenstein den Wunsch, seine
inzwischen herangewachsenen Söhne in die Firma zu holen. In diesem Zusammenhang
wollte er sich aus der GUDECO Elektronik zurückziehen, um sein ureigenes
Vertretungsgeschäft mit seinen Söhnen weiter zu betreiben. Ich stimmte dem zu
und er schied aus der GUDECO aus. Gleichzeitig trennte ich mich von der
Vertretung Seefrid.
Damit konnte ich — den Rücken frei – mein Herz 100%ig meinem Kind Distribution widmen.
Mein Sohn Michael hatte seine Ausbildung als Kaufmann im Groß- und Außenhandel in einem namhaften Unternehmen der Baubranche und damit alle Voraussetzungen unseren Handelsbetrieb mit zu führen. Ihn holte ich jetzt als Gesellschafter und Geschäftsführer in unser Unternehmen. Er sollte frühzeitig GUDECO kennen, führen lernen und weiter mit aufbauen.
Der Name GUDECO war bestens eingeführt und sollte bleiben. Die Version der Namenszusammensetzung hieß jetzt: Gut Und Dauerhaft Electronic-Componenten Ordern.
Unser Domizil wuchs im ehemaligen Haus der Handelsvertreter in Eschborn. Durch den Weggang sich inzwischen vergrößerter Vertretungskollegen und durch die Übernahme der freiwerdenden Räume gab es wieder Platz. Bald wurde auch das zu eng.
Nach der Erstellung des Geschäftsgebäudes in Neu-Anspach 1992 konnten wir im Januar 1993 dort einziehen. Vorausschauende Bauweise und Größe lassen für GUDECO auch hier weiteres Wachstum zu.
Gerade zum Zeitpunkt dieser größten Investition traf uns — und nicht nur uns – die erste gravierende Rezession. Eine nicht erwartete Verteuerung des Gebäudes erhöhte den Finanzbedarf. Die Banken hatten gerade viel Geld durch einen gewissen Herrn Schneider verloren und waren plötzlich äußerst zurückhaltend. Aber auch diese Hürde wurde genommen. GUDECO blieb am Markt.
Eine gute Zeit für die Global-Distributoren, andere Distributoren zu übernehmen. Auch GUDECO lagen Angebote vor. Aber auch weitere sogenannte Katalog-Distributoren wie RS-Components und Farnell etablierten sich neu am Markt.
Um weitere Erfahrungen in unser Unternehmen einzubringen holten wir mit Ludwig Schneider eine selbstständigen externen Berater.
Er erwarb seine Kenntnisse bei bekannten Unternehmen wie Nordmende und Spoerle Elektronik.
Die inzwischen stark gewachsene Betriebsgröße verlangte eine Erweiterung der Verantwortungen.
Mit Detlef Kreß kehrte ein ehemaliger Mitarbeiter des Verkaufes in das Unternehmen zurück. Er hatte zwischenzeitlich in dem Unternehmen seines Vaters weitere Erfahrungen und Kenntnisse im Vertrieb und EDV erworben.
Als Verkaufsleiter sollte er nun den Vertrieb im Innen- und Außendienst steuern.
Michaela Jansen (inzwischen meine Schwiegertochter) beginnt ihre Karriere im Unternehmen in der Abteilung Einkauf.
Ab dem Boomjahr 2000 trugen unsere Kunden zu weiterem,
starkem Wachstum bei.
Aber auch neue Partner wie Samsung, AVX, Firstohm,
Samwha, ITW, ACR kamen hinzu. Der neue Passiv-Katalog erstmals und einmalig
aufgeteilt in bedrahtete und SMD-Bauteile, tat sein Übriges.
Nicht zu vergessen ist aber auch die Entwicklung unseres Büros in Berlin. Mit Lutz Oehlschlägel stellten wir einen erfahrenen Vertriebsmann als Niederlassungsleiter Berlin ein der seine Arbeit vornehmlich im Außendienst aufnahm.
Eine weitere Mitarbeiterin ergänzte das Team im Innendienst um die zu erwartenden größeren Geschäfte im Osten und Norden Deutschlands zu bewältigen.
"Zum 25jährigen Jubiläum fügte sich für mich nunmehr zeitlich alles sehr positiv zu meinem 50-jährigen Berufsjubiläum und zu einem optimalen Abschluss meiner Geschäftsführertätigkeit für GUDECO. Die Weichen für die Zukunft unseres Hauses konnten nun alle gestellt werden."
Mein Sohn Patrick kam zur GUDECO Elektronik. Er verbesserte zuvor seine Sprachkenntnisse und sammelte Erfahrungen in den USA.
Danach wurde er tätig bei einem Bauelemente-Broker und danach bei einer Elektro-lmportfirma, welche mit Fernostprodukten handelte. Mit diesen Kenntnissen, welche auch für GUDECO nützlich waren, übernahm er die Leitung der Einkaufsabteilung. Als weiterer Geschäftsführer hat er zusammen mit seinem Bruder Michael die Entwicklung des Unternehmens gelenkt und mein Lebenswerk erhalten.
Nunmehr als Rentner, aber mit Herz und Seele blieb ich dem Hause als
Gesellschafter und Berater erhalten. Ich bin also noch beschäftigt und
greifbar, vielleicht manchmal auch spürbar.
Unzählige Erlebnisse und Anekdoten aus den vergangenen 50
Jahren würden ein Buch füllen. Die Pioniere der Aufbauzeit hatten damals das
große Wachstum vor sich. Mit Ehrgeiz und harter Arbeit war der manchmal auch
steinige Weg nach vorne leichter zu vollziehen als heute.
Ich schließe hier meine Schilderungen dieser erlebnisreichen Zeit, möchte aber nicht unerwähnt lassen, dass auch das Erhalten eines Betriebes und damit von Arbeitsplätzen — und das gilt für alle Unternehmen – heute nicht leicht ist.
Ich glaube, die Entwicklung unseres Unternehmens gibt
Motivation, insbesondere für die Jüngsten, mit Freude an der weiteren Zukunft
dieser Branche zu arbeiten.
Einer Branche, die von schneller Innovation geprägt
ist, nach den Worten unseres Wilhelm Busch:
„Eins — Zwei — Drei! Im Sauseschritt läuft die Zeit — wir laufen mit"!